Krotzebojer Grüne.- Am vorletzten Dienstag haben wir uns an der Mahnwache der Kahler Grünen beteiligt, um an die Katastrophe in Japan zu erinnern.
Vor genau 3 Jahren, am 11. März 2011 um 14.46 Uhr Ortszeit begann die Katastrophe in Japan ihren verheerenden Lauf zu nehmen. Innerhalb von 150 Sekunden sollte die Welt nie wieder das sein, was sie einmal gewesen war.
Denn um genau 14.46 Uhr löste ein gewaltiges Beben der Stärke 9,0 einen Tsunami aus, der 40 Minuten später mit seiner ganzen Wucht 561 Quadratkilometer Land überflutete und gleichzeitig Dörfer, Städte, Familien und Leben auslöschte.
Doch diese Naturgewalt löst ein weiteres Ereignis aus, im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi treffen die Kräfte der Natur auf menschliches Versagen – Niemand war auf etwas derartiges vorbeireitet. Messgeräte teilen den Mitarbeitern des AKWs fehlerhafte Werte mit, das Kühlsystem fiel aus, Ventile werden aus Unkenntnis falsch verschlossen und der Druck steigt soweit, dass entweichender Wasserdampf zu einer Explosion führt. Die gewaltige Detonation zerreißt das Dach des Reaktorblocks und eine verstrahlte Wolke weht ungehindert über das Land.

Welche Folgen diese Wolke hat, wurde erst einige Wochen nach der Katastrophe bekannt gegeben. Dann, als es für viele schon lange zu spät war: Rund 8% der Landfläche Japans wurde mit Cäsium 134 und 137 kontaminiert – das entspricht einer Fläche von 30.000 Quadratkilometern.
Mehr als 100.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, einige weigerten sich – Hier waren sie geboren und wenn es so sein soll, würden sie auch hier sterben. Die vielen anderen konnten bis heute, 3 Jahre später, noch nicht in ihre Häuser zurückkehren, warten noch auf Entschädigungen oder sind immer noch bei Verwandten untergekommen. Mehr als 19.000 Tote erforderte alleine der Tsunami und das Erdbeben. Wie viele weitere Opfer die Katastrophe im Kernkraftwerk nach sich ziehen wird, ist noch nicht abzusehen, beziehungsweise wird möglicherweise auch nicht laut kommuniziert werden.

Der ehemalige Direktor des Atomkraftwerks Fukushima, Masao Yoshida, der während der Katastrophe im Kontrollraum stand, starb im Juli 2013 mit 58 Jahren an Speiseröhrenkrebs. Die Betreiberfirma Tepco teilte mit, dass seine Erkrankung nicht im Zusammenhang mit dem Unglück stehe. Es dauerte auch nicht lange, als erste kontaminiere Tiere entdeckt wurden. Vor der Küste Kaliforniens wurden bereits 2012 Thunfische gefangen, die radioaktive Substanzen aus dem AKW von Fukushima hatten – die Belastung sei für den Menschen zwar nicht gesundheitsgefährdend und doch zeigt es, wie sich Strahlung auf ganz unterschiedliche Wege verbreitet. Um das Gebiet von Fukushima wurden deformierte Tiere geboren, bzw. ausgebrütet. Das Erbgut vieler Arten, Insekten wie auch Säugetiere, scheint nachhaltig beschädigt zu sein. Was genau das auch in Zukunft bedeuten wird, lässt sich noch nicht genau absehen und doch werden die meisten der hier Anwesenden die Bilder von schwerst missgebildeten Kindern und Tieren aus der Zeit nach Tschernobyl vor Augen haben.

Und da fragen wir uns: Warum lassen wir etwas derartiges zu?
Niemand hätte dem Erdbeben etwas entgegensetzen können, außer ausgereifte Frühwarnsysteme, die den Menschen zumindest die Chance gegeben hätte, fliehen zu können.
Niemand hätte sich dem Tsunami entgegenstellen können, als er unaufhaltsam auf das Land zugerollt ist.
Niemand hätte ein Atomkraftwerk in einem Gebiet bauen müssen, das für seine seismischen Aktivitäten bekannt ist. Japans Verhältnis zur Atomkraft hat sich nach der Katastrophe verändert – In den letzten Tagen demonstrierten mehrere Zehntausend Menschen gegen die verbliebenen Atomkraftwerke und deren Nutzung. Auch in anderen Ländern, wie etwa Taiwan, gehen die Menschen auf die Straße.
Zu allgegenwärtig ist das Leid, das Unglück und die Angst, die seit dem 11 März 2011 grassiert.

Doch wie sieht es mittlerweile in Deutschland aus?
Nach der Katastrophe von Fukushima beschloss die Bundesregierung ein 3-monatiges Moratorium für die sieben ältesten AKWs, sowie das „Pannen-AKW“ Krümmel. Im Juni 2011 verkündete Frau Merkels Kabinett das Aus für eben jene acht Atomkraftwerke, sowie einen stufenweisen Ausstieg bis 2022. Eine Umfrage zeigte im Herbst 2011, dass 80% der EinwohnerInnen Deutschlands den Ausstieg richtig fanden, 8% waren dagegen und 12% waren sich unsicher.
Allerdings könnten wir heute schon viel weiter sein, wenn es 2010 nicht einen „Ausstieg vom Ausstieg“ gegeben hätte. Zufällig am 3ten Jahrestag nach Fukushima, verkündete die Strahlenschutzkommission der Bundesregierung, welche Maßnahmen bei einer möglichen Reaktorkatastrophe in Deutschland eingeleitet werden würden?
Nach einem schweren Atomunfall sollen alle Einwohner 5 Kilometer um das AKW herum in den ersten 6 Stunden evakuiert und der Vorrat an Jod-Tabletten aufgestockt werden. Die einzige Maßnahme, die ein erneutes Unglück verhindern könnte, ist der Ausstieg aus der Atomkraft und ein schneller Ausbau der erneuerbaren Energien. Leider scheint die neue Bundesregierung einen Frontalangriff auf die Energiewende zu planen. Nach der Photovoltaik soll es jetzt der Windkraft an den Kragen gehen. Der Zubau der Erneuerbaren Energien droht mit einem Ausbaudeckel und massiven Förderkürzungen abgewürgt zu werden. Stattdessen setzt Schwarz-Rot auf Atom- und Kohlekraft – etwa mit neuen Subventionen, die verhindern, dass alte Kohlemeiler eingemottet werden. Die Energieversorgung muss von Grund auf umgekrempelt werden. Die Erneuerbaren Energien dürfen nicht gestoppt werden.
Dafür lohnt es sich zu streiten! Demonstrieren Sie am 22. März in Wiesbaden für die Energiewende und gegen Fracking, Kohle- und Atomkraft.